Muskelaufbau beim Pferd
Der korrekte Muskelaufbau beim Pferd bildet die Grundlage für eine hohe Leistungsbereitschaft des Pferdes im Sport und auch in der Freizeitarbeit. Das Pferd hat von Natur aus einen natürlichen Bewegungsdrang und muss von daher auch täglich bewegt werden um in gesunder Kondition zu bleiben. Für diese Bewegung ist die Muskulatur des Pferdes ein entscheidender Faktor.
Der optimale Muskelaufbau beim Pferd und die Funktion der Muskulatur werden durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Ernährung des Pferdes, die durch den Pferdehalter aktiv gestaltet werden kann.
Um die ernährungsphysiologischen Hintergründe zu verstehen, muss kurz ausgeführt werden, wie die Muskulatur aufgebaut ist und welche Funktionen im Organismus täglich erfüllt werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Der Muskel des Pferdes: Ein Kraftpaket
- Die Muskeln der Pferde müssen einiges leisten
- Muskelaufbau und Muskelfasertypen bei verschiedenen Pferderassen
- Vermehren sich beim Muskelaufbau des Pferdes die Muskelfaserzellen?
- Was passiert beim Muskelaufbau des Pferdes mit den Muskelfaserzellen?
- Wie lange dauert der Muskelaufbau beim Pferd?
- Muskelneubildung und Proteinversorgung bei Pferden
- Woraus besteht Muskelprotein?
- Benötigt Ihr Pferd Unterstützung beim Muskelaufbau?
Der Muskel des Pferdes: Ein Kraftpaket
Wenn man die gesamte Körpermasse eines Pferdes auf Muskulatur, Knochen, Haut usw. aufteilen würde, dann entfallen ca. 45-55% der Gesamtkörpermasse eines Pferdes auf die Muskulatur. Bereits daran erkannt man die große Bedeutung der verschiedenen Muskeln, die optimal versorgt werden müssen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Pferdemuskulatur die Gesamtheit aller Muskeln bezeichnet und mehr als 700 verschiedene Muskeln umfasst.
Die Muskulatur des Pferdes wird in zwei Gruppen eingeteilt:
- Die glatte Muskulatur: Sie arbeitet nur langsam und ist z.B. in der Magen- und Darmwand vorhanden.
- Die farblich bedingt, quergestreifte Muskulatur: Dazu gehört z.B. die Skelettmuskulatur.
Die Muskeln der Pferde müssen einiges leisten
Die Muskelzellen geben thermische Energie in Form von Wärme ab. Dies ist der Grund, warum Pferde bei extremer Kälte zittern und damit Körperwärme durch die Aktivität der Muskeln erzeugen. Dieses Muskelzittern zeigt die Kopplung zwischen der Freisetzung thermischer Energie und muskulärer Arbeit auf. Viel wichtiger ist jedoch die enorme Abgabe der Muskelzellen von mechanischer Energie, die sich in der Bewegung des Pferdes widerspiegelt.
Innerhalb eines Muskels kann eine Muskelzelle genau so lang oder kürzer als der eigentliche Muskel sein. Sind die Muskelfasern genauso lang, dann liegen sie parallel zueinander im Muskel. Sind die Muskelfasern kürzer als der Muskel, dann sind sie regelrecht in Serie im Muskel hintereinander geschaltet.
Die kurzfaserigen Muskelzellen sind sogenannte Haltemuskeln, die im Ruhezustand der Schwerkraft entgegenwirken und das Pferd im Gleichgewicht halten. Die kurzfaserigen Muskelzellen können dabei genauso viel Kraft erzeugen wie die langen Muskelfasern, verbrauchen dabei jedoch weniger Energie. Dies ist eine sehr wichtige Eigenschaft von bestimmten Muskeln über die man sich zuerst keine Gedanken macht aber im Sport und auch in der Freizeitarbeit von außerordentlicher Wichtigkeit ist.
Für den Vorgang der Fortbewegung müssen die Gelenke bewegt werden indem die beteiligten Muskeln verkürzt werden. Für die vermehrte Arbeitsleistung wie Springen und Galoppieren sind die langen Muskelfaserzellen, die im langen Muskel parallel zu einander liegen, zuständig. Ziel ist es, mit einer minimalen Muskelverkürzung eine maximale Bewegung eines schlanken Körpers zu erreichen.
Beim Pferd muss für eine entsprechende Arbeitsleistung in Form von Bewegung, Muskulatur aufgebaut werden. Im Gegensatz dazu dient die extrem ausgeprägte Muskelbildung in der Schweine-, Geflügel- und Rindermast der alleinigen Gewinnung von menschlichen Nahrungsmitteln und weniger der intensiven Eigenbewegung wie beim Pferd.
Muskelaufbau und Muskelfasertypen bei verschiedenen Pferderassen
Gemäß ihrer Funktion werden beim Pferd die Muskeln der quergestreiften Skelettmuskulatur in zwei Hauptfasertypen (Typ I und Typ II) unterschieden. Die Typ II Fasern werden noch in weitere Untergruppen unterschieden. Es ist zu beachten, dass es verschiedene Unterscheidungskriterien für die Fasertypeneinteilung gibt.
TIPP: Stichwortartige Beschreibung der verschiedenen Muskelfasertypen beim Pferd
Typ I Fasern |
Rote Muskelfasern, da viel Muskelfarbstoff (hohe Myoglobinkonzentration)
Bezeichnung auch als SO-Fasern (slow oxidative) bzw. ST-Fasern (slow twitch) sauerstoffverbrauchender Stoffwechsel (oxidative Prozesse) als aerobe Energiegewinnung mit zahlreichen Mitochondrien langsamere, aber ausdauernde Kontraktion der Muskelfasern bei nicht so großer Kraftentwicklung mit geringer Ermüdung geeignet für Ausdauerleistung z.B. bei Distanzpferden und Trakehnern |
Typ II Fasern
|
Typ II A Fasern
als Intermediärtyp zwischen Typ I und Typ II B Bezeichnung auch als FOG-Fasern (fast oxidative glycolytic) bzw. FTO-Fasern (fast twitch oxidative) schnelle oxidative/glycolytische Fasern schnelle Kontraktion der Muskelfasern bei kraftvoller, schneller und langandauernder Arbeit Typ II B Fasern: hellere Muskelfasern, da weniger Muskelfarbstoff (geringere Myoglobinkonzentration) Bezeichnung auch als FG-Fasern (fast glycolytic) bzw. FTG-Fasern (fast twitch glycolytic) anaerobe Energiebereitstellung aus Glykogen schnelle Kontraktion der Muskelfasern bei kraftvoller, kurzer Arbeit mit eher schneller Ermüdung geeignet für hohe Schnelligkeit auf kurzen Distanzen z.B. Quarter Horses |
Grundsätzlich sind in jedem Pferdemuskel die verschiedenen Muskelfasertypen enthalten. Die Muskelfaseranteile variieren jedoch innerhalb eines Muskels und zwischen den verschiedenen Muskeln des Pferdes und bilden damit die Grundlage für die differierende Leistungsfähigkeit einzelner Pferde und verschiedener Pferderassen.
Das Verhältnis der Muskelfasertypen in der Muskulatur der Pferde ist grundsätzlich genetisch fixiert und kann sich von Rasse zu Rasse unterscheiden. Quarter Horses sind z.B. für ihre hohe Schnelligkeit auf kurzen Distanzen bekannt. So konnte in der Muskulatur (M. gluteus medius) ein hoher Anteil Typ II B-Fasern ermittelt werden, die für eine schnelle Muskelkontraktion mit anaerober Energiebereitstellung stehen. Der Musculus gluteus medius (mittlere Kruppenmuskel) bewirkt eine Schubwirkung auf den Rumpf und stellt beim Pferd den größten Muskel des ganzen Körpers dar.
Neben der Genetik unserer verschiedenen Pferderassen hat bis zu einem gewissen Maße auch die Umwelt in Form der Trainingsart einen Einfluss. Bei trainierten Pferden (Trabern) konnte in der Muskulatur (M. gluteus medius) der Prozentsatz an Typ II A-Fasern durch Umbildung von anderen Fasertypen erhöht werden. Folglich wird der Funktionstyp der Muskelfaserzellen und nicht die Gesamtzahl der Muskelfasern erhöht.
Vermehren sich beim Muskelaufbau des Pferdes die Muskelfaserzellen?
Was passiert beim Muskelaufbau des Pferdes mit den Muskelfaserzellen?
Wie lange dauert der Muskelaufbau beim Pferd?
Muskelneubildung und Proteinversorgung bei Pferden
Der im Blut bestimmbare Gehalt an Harnstoff ist abhängig vom jeweiligen Futter.
Die Aussage, dass das Pferd Harnstoff im Blut hat, hört sich im ersten Moment für den Pferdehalter ungewöhnlich an, ist es aber nicht! Im Blutserum wird der Harnstoffgehalt untersucht, um auf Grund der Höhe des Harnstoffgehaltes eine Aussage zu möglichen Erkrankungen oder Fehlernährungen machen zu können. Wie immer im Leben ist zu viel und auch zu wenig nicht gut.
Harnstoff besteht aus Stickstoff (abgekürzt: N) und ist ein Stoffwechselendprodukt der Proteinverdauung. In der Leber wird Harnstoff aus Ammoniak hergestellt (Harnstoffzyklus) und normalerweise über die Niere ausgeschieden. Kann der Harnstoff nicht mehr ausreichend über die Nieren ausgeschieden werden, dann wird der Harnstoff vermehrt im Blut angereichert. Deshalb kann der Tierarzt über den Harnstoffgehalt im Serum Funktionsstörungen der Niere feststellen.
Jedoch verändert sich der Harnstoffgehalt auch bei einer Überversorgung und einer Unterversorgung mit Futterproteinen. Bei zu viel Protein im Futter steigt der Harnstoffgehalt über den Referenzwert bereits wenige Stunden nach der Verfütterung an und sinkt dann wieder ab. Dieser kurzfristige Anstieg ist physiologisch und damit nicht ungewöhnlich. Eine erhöhte Proteinzufuhr über das Futter von bis zu 3 g Rohprotein je kg Körpergewicht scheint bei Pferden keine Schäden zu verursachen. Dies wären bei einem 600 kg schweren Pferd insgesamt 1.800 g Rohprotein in der Tagesration.
Eine zu geringer Harnstoffgehalt kann eine Versorgung der Pferde mit zu wenig Protein im Futter anzeigen. Dies wäre der Fall bei Pferden, die hungern müssen, was hoffentlich in der Fütterungspraxis nicht eintritt.
Referenzbereich (Referenzintervall) für den Harnstoffgehalt im Blutserum von Pferden
Harnstoff | |
---|---|
mg/dl | 20 - 40 |
mmol/l | 3,3 - 6,7 |
Der Referenzbereich beschreibt den Bereich, indem der Harnstoffgehalt normalerweise liegen sollte. Deshalb wird er auch als Normbereich bezeichnet und kann von Labor zu Labor etwas abweichend sein. Beispielsweise werden beim Harnstoffgehalt auch Maximalwerte in Höhe von 46 mg/dl angegeben. Für die Harnstoffkonzentration sind auch rasseabhängige Referenzbereiche beschrieben worden. Bei den Islandpferden z.B. liegt der Referenzbereich für Harnstoff höher als bei anderen Pferderassen (Haflinger, Kaltblutpferde). Auch das Alter der Pferde hat einen Einfluss auf die Harnstoffkonzentration. Während des Wachstums liegt bei Fohlen der Referenzbereich unter dem Referenzbereich für ausgewachsene Pferde.
Grundsätzlich muss die Bewertung der Harnstoffgehalte im Blutserum immer durch den behandelnden Tierarzt erfolgen.
Woraus besteht das Muskelprotein?
Das Muskelprotein der Pferde besitzt eine konstante Zusammensetzung der verschiedenen Aminosäuren. Diese Aminosäurensequenz ist genetisch festgelegt. So können Muskelproteine von verschiedenen Tierarten analytisch unterschieden werden.
TIPP: Zusammensetzung des Muskelproteins von Pferdefleisch in Prozent (verschiedene Literaturangaben)
Proteingehalt (%) | 19,8 – 21,9 |
Lysingehalt (%) | 1,57 – 1,69 |
Methioningehalt (%) | 1,28 |
Threoningehalt (%) | 0,84 - 0,91 |
Thryptophangehalt (%) | 0,12 – 0,15 |
Arginingehalt (%) | 1,79 |
Valingehalt (%) | 1,09 |
Für die Synthese des Muskelproteins mit seiner genetisch festgelegten Aminosäurezusammensetzung ist es deshalb wichtig, dass das Protein in den verfütterten Futtermitteln eine ähnliche Zusammensetzung an Aminosäuren besitzt. Hierfür empfiehlt sich der Einsatz von speziellen Ergänzungsfuttermitteln , die mit einzelnen kristallinen Aminosäuren wie Lysin, Arginin, Valin usw. ausgestattet sind.
19.03.2021 Dr. Ernst Stephan SALVANA TIERNAHRUNG GmbH
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