Biotin ist für die Gesundheit unserer Pferde ein essentielles Vitamin. Nicht nur für die Pferdehufe, sondern für den gesamten Stoffwechsel ist Biotin für Pferde von entscheidender Bedeutung.
Biotin wird sowohl in der menschlichen Ernährung für die Nägel als auch in der Ernährung unserer Pferde für die Hufe eingesetzt. Biotin ist vom Preisniveau kein günstiges Vitamin, so dass in der Pferdefütterung immer eine bedarfsgerechte Versorgung mit Biotin erfolgen muss. Ein Luxuskonsum ist zwar nicht schädlich, aber unnötig.
Bevor kostenintensive Spezialfuttermittel mit Biotin verfüttert werden, sollte sich der Pferdehalter genau über die Biotingehalte in diesem Pferdefutter informieren und auf Grundlage der täglich zu verfütternden Menge dieses Futtermittels das Verhältnis von Kosten und Nutzen betrachten.
Für das bessere Verständnis der ernährungsphysiologischen Zusammenhänge sind hierfür auch die grundlegenden Kenntnisse der Wirkung und Bedeutung von Biotin für Pferde sehr wichtig.
Bereits vor Jahrzehnten konnten Wissenschaftler in Hefen und im Eidotter einen bestimmten Wachstumsfaktor isolieren, der schließlich als „Biotin“ bezeichnet wurde. „Bios“ bedeutet auf Griechisch das Leben und kennzeichnet damit die große Bedeutung von Biotin im Stoffwechsel.
Biotin wird häufig auch als Vitamin H bezeichnet, wobei das H immer für Haut, sicherlich aber auch für Hufhorn stehen kann. Auch in den englischsprachigen Ländern wird Biotin als Vitamin H bezeichnet, abgeleitet vom deutschen Wort Haut. Biotin gehört zur großen Gruppe der wasserlöslichen B-Vitamine und wird manchmal auch als Vitamin B7 bezeichnet.
Enzyme sind bestimmte natürliche Stoffe im Stoffwechsel des Pferdes, die wichtige biochemische Reaktionen im Körper auslösen. Biotin ist ein wichtiger Bestandteil von solchen Enzymen und besitzt damit eine essentielle Bedeutung für den Stoffwechsel von Fetten, Proteinen und auch Kohlenhydraten. Diese biotinabhängigen Enzyme werden auch als sogenannte „Schlüsselenzyme“ bezeichnet um deren große Bedeutung im Stoffwechsel zu unterstreichen.
So ist Biotin für das Nervensystem und das Immunsystem von großer Bedeutung. Biotin ist auch bei der Bildung von Keratin, das Hauptbestandteil von Haut und Haaren ist, beteiligt. In wissenschaftlichen Untersuchungen geht man davon aus, dass das Biotin eine günstige Wirkung auf die Bildung der Keratinstrukturen des Hufhorn hat. Biotin beeinflusst so die Bildung spezifischer Keratine und besitzt damit einen therapeutischen Nutzen bezüglich der Hornqualität.
Biotinmangel kann weitreichende Folgen haben
Bei einem Biotinmangel kommt es zu einer Aktivitätsreduzierung der biotinabhängigen Enzyme mit den entsprechenden Folgestörungen.
Wie bereits beschrieben wird Biotin als Vitamin H bezeichnet. Damit wird deutlich, welche Folgen eine Unterversorgung an Biotin besitzen kann. Es kann zu pathologischen Veränderungen, zu Schäden an Haut, Haaren und Hufhorn kommen. Dabei treten Entzündungen und Risse in Haut und Hufhorn auf. Die Haare werden spröde, brechen ab und fallen schließlich aus.
Immer wieder werden Pferde in der Praxis vorgestellt, die scheinbar bedarfsgerecht mit Biotin versorgt worden sind, aber dennoch Probleme mit der Hufbeschaffenheit wie z.B. Hornspalten oder weiches Hufhorn aufweisen. Augenscheinlich benötigen diese Pferde über den regulären Biotinbedarf hinaus zusätzlich Biotin zur Verbesserung der mangelhaften Hufhornqualität.
Risse im Hufhorn (Hornspalten)
Weiches Hufhorn
Schwache Hufwand
Bröcklige, spröde Oberfläche des Wandhorns
Ausbrüche am Tragrand
Deformationen des Hufes
Schlechter Halt der Hufeisen
Stumpfes, glanzloses Fell
Alopezie (übermäßiger Haarausfall)
Spröde, abbrechende Haare
Schuppenbildung
Dermatitiden (entzündliche Reaktion der Haut)
Hautrisse
Störungen im Zentralnervensystem
Immunsuppresion
Biotingehalte in Futtermitteln für Pferde
Das Vitamin Biotin ist in allen natürlichen Futtermitteln für Pferde in unterschiedlichen Konzentrationen
enthalten. Da die Vitamingehalte in den Futtermitteln immer natürlichen Schwankungen unterliegen, können immer nur
durchschnittliche Richtwerte für den Biotingehalt in einem Futtermittel angegeben werden. So können z.B. Licht und
auch eine hohe Luftfeuchtigkeit einen negativen Einfluss auf den nativen Biotingehalt in den Futtermitteln haben.
In der Tabelle 1 sind einige Gehaltswerte für ausgewählte Futtermittel aus verschiedenen Literaturquellen
zusammengefasst worden, um die Futtermittel nach ihrem Brutto-Biotingehalt für die praktische Rationsgestaltung
einzuordnen.
Tabelle 1: Mittlere Richtwerte zum Biotingehalt in ausgewählten Futtermitteln bezogen auf lufttrockene Substanz
(KELLNER und BECKER, 1971; AWT 2001)
Tabelle 1: Mittlere Histidingehalte (Bruttogehalte) in Futtermittel für Pferde (bezogen auf 100% Trockensubstanz)
gemäß verschiedener Literaturangaben
Futtermittel
Biotingehalt in der Trockensubstanz (mcg je kg)
Reine Bierhefe, getrocknet
1.050
Sonnenblumenschrot
1.040
BT-Hefe (40% Bierhefe + 60% Biertreber)
520
Sojaschrot
330
Wiesenheu
310
Magermilchpulver
290
Weizenkleie
280
Biertreber
245
Hafer
210
Gerste
150
Mais
70
Reich an Biotin sind Bierhefen und Extraktionsschrote von Ölfrüchten. In der Praxis wird in der Regel jedoch nicht die
reine Bierhefe, sondern die sogenannte BT-Hefe verfüttert. Dabei handelt es sich um reine Bierhefe, die technisch an
Biertreber gebunden wird um eine optimale Futteraufnahme zu gewährleisten. Im Vergleich zur reinen Bierhefe ist der
Biotingehalt in der BT-Hefe entsprechend reduziert.
In praktischen Pferderationen sind in der Regel die Extraktionsschrote nicht in großen Mengen enthalten.
Hauptbestandteil einer Pferderation sind die Raufuttermittel wie z.B. Heu, das einen mittleren Biotingehalt besitzt.
Grundsätzlich gehören die Getreidekörner in die Gruppe der biotinärmeren Futterkomponenten. Unter den Getreidearten ist
der Hafer biotinreich, während der Mais gegenüber den anderen Getreidesorten nur einen geringen Biotingehalt besitzt.
Weiterhin sind Kleien biotinreicher als die Getreidekörner.
Die Literaturangaben zum Biotingehalt von Futtermitteln sind nicht sehr umfangreich und schwanken sehr stark. Große
Lücken liegen weiterhin bei den Grundfuttermitteln vor. Für die praktische Rationsgestaltung können die nativen
Biotingehalte der Futtermittel kaum verwendet werden. Eine Ausnahme ist hierbei die Bierhefe.
Futtermittel als gute oder schlechte Biotinlieferanten für das Pferd?
Erschwerend kommt noch hinzu, dass das natürliche Biotin in den Futtermitteln zum Teil in freier Form, oft aber in
einer proteingebundenen Form vorkommt und somit den Pferden nur eingeschränkt zur Verfügung stehen kann.
Diese Bioverfügbarkeit (biologische Verwertbarkeit) des Biotins ist für die praktische Fütterung von großer
Bedeutung. Das Problem ist nur, dass genaue Zahlen zu dieser Biotinverfügbarkeit der verschiedenen Futtermittel für
Pferde in Deutschland nicht vorliegen und häufig nur von anderen Tierarten (z.B. Küken) auf das Pferd übertragen
werden („chick growth assay“).
In einer Literaturangabe liegt die biologische Verfügbarkeit von Biotin aus Gerste nur bei 20%. Bei einem
Biotingehalt der Gerste von 150 mcg/kg stehen dann rechnerisch nur 30 mcg/kg Biotin aus einem Kilogramm Gerste für
den tierischen Organismus zur Verfügung.
Folglich kann der überwiegende Teil des natürlichen Biotins aus den Futtermitteln im Stoffwechsel gar nicht genutzt
werden. Im Gegensatz zur Gerste besitzt Hefe eine biologische Biotin-Verfügbarkeit in Höhe von nahezu 100%. Hefe ist
damit eine hervorragende Biotinquelle für das Pferd. Als mögliche Ursache für diese unterschiedlichen
Biotinverfügbarkeiten werden bestimmte Bindungsformen vermutet, die nicht mehr gespalten werden können.
In rohem Eiklar (Eiweiß) ist das Glykoprotein Avedin enthalten. Kommt Biotin in Verbindung mit dem Avidin,
dann wird Biotin so komplex gebunden, dass selbst Enzyme es nicht mehr abspalten können. Dieser Avidin-Biotin-Kompex
verhindert damit die Biotinabsorption im Verdauungstrakt. Avidin aus dem rohem Eiklar verliert seine
Bindungsfähigkeit zum Biotin, wenn es erhitzt wird. Eine alleinige Trocknung reicht für eine Inaktivierung nicht
aus. Für die praktische Pferdefütterung hat dies jedoch keine Bedeutung, beschreibt jedoch den besonderen
Metabolismus des Biotins.
Futtermittelrechtlich ist Biotin innerhalb der EU als Zusatzstoff in Futtermitteln für alle Tierarten zugelassen
(Durchführungsverordnung EU 2015/723). Von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ist Biotin als
D-(+)-Biotin als wirksame Biotinquellle eingestuft worden ohne Festlegung eines Höchstgehaltes im Pferdefutter. Dieses
Biotin muss auf dem Sackanhänger (Deklaration) des Pferdefutters immer mit der Kennnummer „3a880“ angegeben werden.
In der Mineralfutterindustrie wird Biotin als kristallines Pulver verarbeitet. Futtermittelrechtlich handelt es
sich dabei um einen Zusatzstoff, der nur von speziell zugelassenen Mischfutterbetrieben verarbeitet werden
darf.
Dieses, für das Pferd sehr hoch verfügbare „reine Biotin“, wird gezielt z.B. in einem Mineralfutter, einem Fohlenstarter oder einem Biotin-Spezialprodukt zur Verbesserung der Hufhornqualität
verarbeitet.
Das Pferd ist teilweise ein „Biotin-Eigenversorger“
proteingebundene Futterbiotin mit Hilfe des Enzyms Biotinidase freigesetzt und im proximalen Dünndarm durch
Diffusion und aktiven Transport aufgenommen.
Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass das Pferd in der Lage ist, Biotin selber zu produzieren. Eigentlich
ist es nicht das Pferd, sondern es sind die Mikroorganismen im Dickdarm des Pferdes, die das Biotin herstellen.
Sowohl das Biotin aus dem Futter als auch das Biotin aus den Mikroorganismen müssen über die Darmwand in die
Blutbahn gelangen, um dem Pferd zur Verfügung zu stehen.
Fraglich ist jedoch, wie viel von dem Biotin, was die Mikroorganismen (Darmflora) im Dickdarm hergestellt haben,
über die Dickdarmwand aufgenommen wird. Gerade im hinteren Darmabschnitt, wo die vermehrte Synthese des Biotins
stattfindet, ist die Resorptionsrate über die Darmwand grundsätzlich vermindert. In einigen wissenschaftlichen
Veröffentlichungen konnte gezeigt werden, dass der Beitrag von mikrobiell erzeugtem Biotin im Dickdarm für die
Bedarfsdeckung des Pferdes eher unbedeutend ist. Dies ist nachvollziehbar, da der Hauptresorptionsort für Biotin das
erste Drittel des Dünndarms ist, während das Biotin aber erst im nachfolgenden Dickdarm mikrobiell gebildet wird und
nur ein geringer Teil davon über den Dickdarm resorbiert werden kann. Hauptresorptionsort für Biotin ist bei allen
Tierarten der vordere Dünndarm.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass im Darm nicht nur biotinproduzierende Mikrorganismen angesiedelt sind, sondern
auch solche Mikroorganismen, die Biotin für ihr eigenes Wachstum benötigen und verbrauchen.
Grundsätzlich dürfen die Pferde aus hygienischen Gründen keine Pferdeäpfel aufnehmen. Eine große Ausnahme sind
Saugfohlen. Über die Aufnahme von Stutenkot, die als Koprophagie bezeichnet wird, kann z.B. bei Fohlen
sichergestellt werden, dass das im Kot vorhandene mikrobiell synthetisierte Biotin der Stute in den Dünndarm des
Fohlens gelangen kann und dort resorbiert wird.
Wichtig für die Synthese von Biotin ist damit die Zusammensetzung der Darmflora. Fraglich ist jedoch, welche
Mikroorganismen in welchen Mengen im Darm vorhanden sind und können diese Biotin produzieren. Die
Futterzusammensetzung beeinflusst die Zusammensetzung der Darmflora und damit die Syntheseleistung der
Mikroorganismen. Bereits in früheren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass z.B. mit steigendem Haferanteil in
der Ration die Synthese von Biotin anstieg.
Eine Antibiotikabehandlung durch den Tierarzt hat einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora und damit
auf die Biotinsyntheseleistung der Mikroorganismen. Der Einsatz eines Antibiotikums kann zum Abtöten von
Darmmikroben führen, so dass die Syntheserate von Biotin herabgesenkt wird.
Bei Pferden mit allgemeinen Verdauungsstörungen oder beim Einsatz von nicht pferdegerechten rohfaserarmen Rationen
ist die Zusammensetzung der Darmflora ebenfalls negativ beeinflusst. Die Biotinsyntheserate der Mikroorganismen kann
infolge dessen reduziert sein. Bei Fohlen bis zu einem Alter von 6 Monaten ist davon auszugehen, dass der Dickdarm
noch nicht voll ausgebildet ist, so dass die Mikroorganismen noch nicht voll aktiv sind, um Biotin zu produzieren.
Tabelle 1: Mittlere Histidingehalte (Bruttogehalte) in Futtermittel für Pferde (bezogen auf 100%
Trockensubstanz) gemäß verschiedener Literaturangaben
Einflußfaktoren
Maßnahmen
1. Durchfall
Rücksprache mit dem Tierarzt, Ration kontrollieren, Einsatz von
speziellen Ergänzungsfuttermitteln zur Linderung von Durchfallerscheinungen
Verlinkung SALVANA Hefenol
2. Einsatz eines Antibiotikums
Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt, Zufütterung von zusätzlichen
Biotinmengen über ein Ergänzungsfutter
3. Störung der mikrobiellen Biotinsynthese durch zu viel Kraftfutter bzw. zu wenig Rohfaser
Ausgewogene Pferderation mit täglich ausreichend Rohfaser und nur
leistungsgerechte Kraftfuttergabe. Luxuskonsum an Kraftfutter vermeiden!
4. Aufnahme von schimmeligen Futter mit Pilzgiften (Mykotoxine)
Nur hygienisch einwandfreies Futter den Pferden anbieten. Keine
verschimmelten Mohrrüben oder Heulage verfüttern!
5. Art der Kohlenhydratfraktion im Futter (Stärkeart)
Mit steigendem Haferanteil steigt die Biotinsynthese der Mikroorganismen
6. Eine Unterversorgung an Pantothensäure kann einen Biotinmangel verstärken
Abschließend ist festzustellen, dass es fast unmöglich ist zu sagen, wie viel dem Pferd
eigentlich an mikrobiell hergestelltem Biotin zur Verfügung steht, um den eigenen Bedarf zu decken. Damit
wird klar, wie wichtig eine bedarfsgerechte und vor allem kontinuierliche Ergänzung mit Biotin über das
Ergänzungsfutter ist.
Wie viel Biotin braucht mein Pferd am Tag als Grundversorgung?
Für eine genaue Bewertung der Versorgungslage mit Biotin (IST-SOLL-Vergleich) sind entsprechende
Versorgungsempfehlungen notwendig.
In der Literatur werden Empfehlungen für die Biotinergänzung für praktische Pferderationen gemacht. In Deutschland
veröffentlicht z.B. die „Gesellschaft für Ernährungsphysiologie“ (GfE) Empfehlungen zur Energie- und
Nährstoffversorgung von Pferden.
Bereits 1994 hat diese GfE Empfehlungen zur Biotinversorgung von Pferden aufgestellt. Die Angaben erfolgen im
Originaltext in mg je kg Futter-Trockensubstanz. Berechnet werden sie auf eine mittlere Trockenmasseaufnahme von 2%
der Lebendmasse der Pferde.
Diese Angabe ist für den Praktiker zu kompliziert, so dass sich eine Umrechnung der Versorgungsempfehlungen bezogen
auf 1 kg Körpergewicht des Pferdes empfiehlt und daraus bei gegebenem Körpergewicht des Pferdes die
Biotin-Tagesempfehlung berechnet werden kann (Tabelle 2).
Tabelle 2: Empfehlungen zur Biotin-Grundversorgung von Pferden auf Basis der Angaben der GfE (1994) bei einer
mittleren Trockenmasseaufnahme von 2% der Lebendmasse der Pferde
Tabelle 1: Mittlere Histidingehalte (Bruttogehalte) in Futtermittel für Pferde (bezogen auf 100%
Trockensubstanz) gemäß verschiedener Literaturangaben
Warmblutpferd
mcg Biotin je kg Futter-TS
(GfE 1994)
mcg Biotin
je 1 kg Körpergewicht des Pferdes
Biotin-Gesamttagesempfehlung eines Warmblutpferdes Körpergewicht/mcg Biotin am Tag
Verwirrend ist oft, dass die Angaben in Milligramm (mg) oder aber in Mikrogramm (mcg bzw. µg) Biotin gemacht
werden. 1 mg Biotin entspricht 1.000 mcg Biotin, so dass eine Umrechnung jederzeit möglich ist.
Ein ausgewachsenes Warmblutpferd mit einem Körpergewicht von 600 kg hat folglich einen Gesamtbedarf von 600 mcg (=
0,6 mg) Biotin täglich. Wie bereits beschrieben ist die native Biotinversorgung über die Futtermittel sehr schlecht
quantifizierbar. Gemäß GfE (2014) scheint die mikrobielle Biotinsynthese im Verdauungstrakt sowie die Absorption
bedarfsdeckend zu sein. Eine „scheinbare“ Bedarfsdeckung über die mikrobielle Synthese ist jedoch für die praktische
Rationsgestaltung nicht konkret genug und damit nicht ausreichend. Folglich muss eine Biotin-Grundversorgung immer
über die mineralische Ergänzung erfolgen.
Ein Pferdemineral mit einem Gehalt von 5.500
mcg/kg Biotin und einer täglichen Menge von nur 100 g kann ein Pferd mit 550 mcg Biotin täglich versorgen. Damit
wird die tägliche Biotin-Grundversorgung der Pferde in Kombination mit den nativen Biotingehalten in den
Futtermitteln immer sichergestellt.
Wie viel Biotin braucht mein Pferd, wenn es Probleme mit den Hufen hat?
Positive Effekte von Biotin-Zulagen auf die Hufhornqualität bedürfen einer Dosierung, die das Vielfache einer
normalen, nutritiven Zufuhr darstellt (GfE 2014).
Es stellt sich jetzt für den Praktiker die Frage, wieviel Biotin muss ich meinem Pferd täglich zu füttern, um
positive Effekte auf die Hufhornqualität zu erwarten?
Bereits 1994 gibt die GfE an, das bei disponierten Pferden für weiches Hufhorn oder Hornspalten sich hohe
Dosierungen bewährt haben (15 - 20 mg/Tier/Tag). In der Tabelle 3 wird ersichtlich, dass im Vergleich zur
Grundversorgung (Erhaltung und Arbeit) dies eine 33fache Mehrdosierung bedeutet!
Tabelle 2: Empfehlungen zur Biotin-Grundversorgung von Pferden auf Basis der Angaben der GfE (1994) bei einer
mittleren Trockenmasseaufnahme von 2% der Lebendmasse der Pferde
Tabelle 1: Mittlere Histidingehalte (Bruttogehalte) in Futtermittel für Pferde (bezogen auf 100%
Trockensubstanz) gemäß verschiedener Literaturangaben
Warmblutpferd
mcg Biotin je kg Futter-TS
(GfE 1994)
mcg Biotin
je 1 kg Körpergewicht des Pferdes
Biotin-Gesamttagesempfehlung eines Warmblutpferdes Körpergewicht/mcg Biotin am Tag
Erhaltung und Arbeit
50
1
x 600 kg = 600
Mangelhafte Hufhornqualität
1.666*
33,33
x 600 kg = 20.000
* entspricht einer 33ig fachen Mehrdosierung
Bei Pferden mit Hufhornproblemen sollte neben der mineralischen Ergänzung zusätzlich ein Spezialpräparat zur Verbesserung des Hufhornes verfüttert werden. Es muss darauf
geachtet werden, dass dann immer die ausreichend hohe Biotinmenge verfüttert wird. Bei einem 600 kg schweren Pferd
wären dies täglich mindestens 20 mg Biotin zusätzlich. Biotinmengen darunter reduzieren die Erfolgsaussichten und
belasten nur den Geldbeutel ohne sichtlichen Erfolg.
In einer publizierten Auswertung von 30 kommerziellen „Hufprodukten“ konnte aufgezeigt werden, dass die
Biotingehalte sehr variabel und teilweise zu gering sind. Als Kriterium zur Wahl des Produktes sollte ein
angemessener Biotin-Gehalt genutzt werden (Vervuert, 2019).
Die Wachstumsgeschwindigkeit des Hufhorns kann jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine zusätzliche
Biotinversorgung nicht beschleunigt werden. Das Hufwachstum bei ausgewachsenen Pferden beträgt im Mittel ca. 8 bis 9
mm pro Monat. Bei Fohlen liegt die Wachstumsrate etwas höher als bei ausgewachsenen Pferden.
Da die Qualität des nachwachsenden Hufhorns verbessert werden soll, muss die Biotinergänzung folglich über einen
sehr langen Zeitraum von mindestens 9 Monaten angewendet werden, um erste sichtbare Erfolge zu verzeichnen. Gerade
bei älteren Pferden muss auf eine zusätzliche Biotinversorgung geachtet werden, da sich die Hornqualität mit
zunehmendem Alter zu verschlechtern scheint.
Kann zu viel Biotin bei meinem Pferd schädlich sein?
Es sind keine Intoxikationen (Vergiftungen) mit Biotin beim Pferd bekannt. Eine ungewollte mögliche Überversorgung
mit Biotin über das Futter hat keine negativen Folgen für das Pferd. Laut BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung)
sind auch beim Menschen keine Symptome einer Biotinüberdosierung beschrieben worden.
Biotin ist ein Vitamin, das im Vergleich zu anderen Vitaminen zwar sehr teuer ist, aber sehr gut zur
unterstützenden Behandlung und Vorbeuge von Hufhorndefekten eingesetzt werden kann.
Das verwendete Biotin-Präparat sollte nicht in pulvriger Form vorliegen, da ansonsten immer die Gefahr besteht,
dass die Pferde das teure Biotin aus der Krippe regelrecht wegpusten und nicht mehr fressen können. Leicht
dosierbare und schmackhafte Ergänzungsfuttermittel in einer praktischen Drageeform bieten hierfür eine optimale
Lösung, da sie sogar aus der Hand verfüttert werden können.
Wie kann die Biotin-Versorgungslage bei meinem Pferd überprüft werden?
Als allererstes sollten immer die täglich verfütterten Futtermengen gewogen werden. Als zweites werden die Angaben
auf den Ergänzungsfuttermitteln (Sackanhänger, Aufkleber, Lieferschein bei loser Lieferung usw.) genau studiert und
der angegebene Gehalt an Biotin ermittelt. Futtermittelrechtlich muss der Biotingehalt grundsätzlich nicht angegeben
werden, so dass beim Futtermittelhersteller immer nachgefragt werden sollte, ob Biotin im Futter enthalten ist.
Anhand dieser Daten kann eine Rationsberechnung und –bewertung auch mit Hilfe des jeweiligen Futterberaters
angefertigt werden.
Eine zusätzliche Biotinversorgung spiegelt sich in einem schnellen Anstieg des Biotin-Gehaltes im Blutplasma
wieder. Im Mittel liegen die Biotinplasmawerte bei 200 ng/l und können nach einer ausreichenden Biotinzulage über
das Futter innerhalb einer Stunde um den Faktor 100 nach oben schnellen. Dabei sollte vor allem auf eine
kontinuierliche tägliche Biotinversorgung geachtet werden, um diesen erhöhten Biotin-Plasmagehalt stets aufrecht zu
erhalten.
Neben einer abgestimmten Biotinversorgung über die tägliche mineralische Ergänzung zur Deckung des Grundbedarfs an
Biotin beim Pferd, muss bei Hufhornproblemen prophylaktisch bzw. in akuten Fällen eine zusätzliche Biotinzufuhr
erfolgen.
Dabei müssen Pferd und Halter immer viel Geduld haben, da die Behandlung sich mindestens über einen Zeitraum von 9
Monaten hinziehen muss.
14.06.2022 Dr. Ernst Stephan SALVANA TIERNAHRUNG GmbH
Hat Ihr Pferd einen Biotinmangel?
Dann lernen Sie jetzt unser passendes Ergänzungsfuttermittel kennen:
Biotin ist ein wasserlösliches B-Vitamin und ein Enzym-Bestandteil. Enzyme lösen wichtige biochemische Reaktionen im Körper aus (große Bedeutung im Nerven- und Immunsystem) und sind von essentieller Bedeutung für den Fett-, Protein- und Kohlenhydratstoffwechsel. Außerdem ist es an der Keratin-Bildung beteiligt, was wiederrum wichtig für den Aufbau von Haaren ist.
Generell enthalten Futtermittel verhältnismäßig wenig Biotin, sodass bei einem Mangel in jedem Fall ein Ergänzungspräparat notwendig ist. Enthalten ist Biotin vor allem in Bierhefen und Ölfrucht- sowie Extraktionsschroten. Unter den Getreiden ist Hafer zu nennen. Kleien sind generell biotinreicher als Körner.
Aktivitätsreduzierung der biotinabhängigen Enzyme mit den entsprechenden Folgestörungen. Pathologische Veränderungen, Schäden an Haut, Haaren und Hufhorn, wie zum Beispiel Entzündungen, Risse oder Brüchigkeit.
Biotin hat eine günstige Wirkung auf die Bildung von Keratinstrukturen des Hufhorns.
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