Größe der Futterpartikel im Kot sind entscheidend
Vermutlich ist nicht nur die Art des Grundfutters (Heulage oder Heu) die Ursache für das Auftreten von Kotwasser bei Pferden, sondern deren unterschiedliche Partikelgrößen. Eine geringere Zerkleinerung der Futterpartikel führte zu größeren Partikeln im Kot. Diese größeren Partikel wurden gerade bei der Heulagefütterung erfasst und waren assoziiert mit dem Auftreten von Kotwasser. Auch die erhöhte Blattmasse bei der Heulage wird mit der Partikelgröße und dem Auftreten von Kotwasser in Verbindung gesetzt.
Einen weiteren Einfluss auf die Partikelgröße hat auch das mechanische Zerkleinern beim Kauen. Gerade
alte Pferde, die Zahnprobleme vorweisen können, sind
nicht mehr in der Lage ausreichend zu kauen. Im schlimmsten Fall werden nur noch Wickel in der Mundhöhle gebildet. Grundsätzlich könnte eine
reduzierte Kauaktivität mit zu langen Faserpartikeln das Auftreten von
Kotwasser bei Pferden auch begünstigen.
Nicht-Protein-Stickstoff-Verbindungen
Während beim Heu die Konservierung des Grases durch Trocknung erfolgt, wird bei der Heulage das Gras mit Hilfe der Silierung längerfristig haltbar gemacht. Während dieses Silierungsprozesses können aus Proteinen mikrobiell sogenannte Nicht-Protein-Stickstoff-Verbindungen gebildet werden. Im Dickdarm des Pferdes könnten diese Verbindungen dann die Absorption des Wassers über die Darmschleimhaut reduzieren und Kotwasser tritt auf.
Nachgärung der Heulage kann zu Kotwasser führen
Für den eigentlichen Silierungsprozess wird die zukünftige Heulage unter Druck luftdicht eingewickelt. Dies ist von großer Bedeutung, da die Silierung unter anaeroben Bedingungen stattfinden muss. Zum Verfüttern wird die Folie selbstverständlich geöffnet, die Heulage ausgewickelt und in diesem Moment kann wieder Luftsauerstoff an die Heulage gelangen. Wird die Heulage nicht zügig verfüttert und sind die Außentemperaturen hoch, dann können sich bestimmte Mikroorganismen in der Heulage, die den Luftsauerstoff benötigen, zahlreich vermehren. Es findet eine sogenannte „Nachgärung“ der Heulage statt, die sehr unschön ist. Nährstoffe in der Heulage werden abgebaut und die Heulage erwärmt sich. Wenn diese Heulage an die Pferde verfüttert wird, dann treten neben Koliken auch Kotwasser auf. Deshalb sollte gerade im Sommer die Heulage zügig innerhalb eines Tages verfüttert oder vorsorglich konserviert werden.
Zusammensetzung der Darmflora
Die Zusammensetzung der Darmflora des Pferdes ist ein fragiler Mikrokosmos. Jegliche Veränderung in der Zusammensetzung und damit Verschiebung der Mikroorganismenpopulation kann weitreichende Folgen haben bis hin zum Auftreten von Kotwasser. Im Umkehrschluss kann eine gezielte Zugabe von positiv wirkenden Mikroorganismen (Probiotika) die Darmflora stärken.
Ein
Probiotikum ist ein lebendiger Mikroorganismus, der eine
positive Wirkung auf die Verdauung hat und über ein spezielles
Ergänzungsfutter an das Pferd verfüttert werden kann. Diese positive Wirkung kann u.a. darin bestehen, dass die zellulosespaltenden
Mikroorganismen im Dickdarm des Pferdes gefördert werden und die Symptome von
Kotwasser gelindert werden. Da es sich um Organismen handelt, die voll lebensfähig sind, muss eine rechtliche Zulassung für den Einsatz in der
Pferdefütterung vorliegen. Die einzigen Probiotika, die in der EU an Pferde verfüttert werden dürfen, gehören zur Gruppe der sogenannten
„Lebendhefen“ (lateinisch Saccaromyces cerevisiae).
Wichtige Informationen zum Einsatz von Lebendhefen in der Pferdefütterung
Aktuell ist nicht nur eine einzige Lebendhefe rechtlich für den Einsatz bei Pferden zugelassen, sondern mehrere
verschiedene Lebendhefestämme. Die genaue Bezeichnung dieser Lebendhefestämme wird auf dem Sackanhänger des
Pferdefutters immer angegeben.
Nach dem Verfüttern der Lebendhefe über das Futter findet keine Vermehrung der Hefen im Darm der Pferde statt. Um eine kontinuierliche Wirkung zu gewährleisten, muss die Lebendhefe täglich verfüttert werden.
Wenn die Lebendhefen an Pferde verfüttert werden, dann muss ein gesetzlicher Mindestgehalt an Lebendhefen eingehalten werden, damit eine positive Wirkung am Pferd erkennbar ist.
Lebendhefen dürfen
nicht vom Pferdehalter pur verfüttert werden. Um eine exakte Dosierung zu garantieren, hat der Gesetzgeber vorgeschrieben, dass die Lebendhefen nur
über ein Ergänzungsfuttermittel an unsere Pferde verfüttert werden dürfen. Solch ein Ergänzungsfuttermitteln ist das
SALVANA Hefenol, das den definierten Lebendhefestamm Saccharomyces cerevisiae NCYC Sc 47 Actisaf (4b1702) enthält. Dieser Lebendhefestamm ist rechtlich in der Gruppe der Verdaulichkeitsförderer für Pferde zugelassen.
Der Gehalt an Lebendhefen liegt im
SALVANA Hefenol weit höher als die gesetzliche Mindestkonzentration. Im
SALVANA Hefenol sind 1.000 Milliarden „Kolonie bildende Einheiten“ (KBE) je kg enthalten. Mit der Einheit KBE wird die Konzentration der Lebendhefen angegeben, so dass ein objektiver Vergleich mit der Lebendhefekonzentration und dem jeweiligen Lebendhefestamm anderer Präparate möglich ist.
Fachlich sind die Lebendhefen eindeutig von der sogenannten „Bierhefe“ zu trennen, da es sich bei der Bierhefe um abgetötete Hefezellen handelt, die nicht mehr lebensfähig sind und als sogenanntes Einzelfuttermittel direkt auch vom Pferdehalter verfüttert werden können. Bierhefe kann selbstverständlich nicht ihrer Wirkungsweise mit den Lebendhefen verglichen werden, da keine probiotische Wirkung vorliegt.
Möglichkeiten um Pferde mit Kotwasser zu unterstützen
Es wird klar, dass aus der Praxis vielfältige und vielschichtige Ursachen und Ansätze zur Lösung der Kotwasserproblematik berichtet werden. Wissenschaftliche Untersuchungen, die eine eindeutige Kausalität und umfassende Wechselwirkungen für das Auftreten von Kotwasser belegen können, sind nicht sehr häufig. Folglich gestaltet sich die Ableitung von konkreten Fütterungsempfehlung für Pferde mit der Kotwasserproblematik sehr schwierig und lässt den Pferdehalter mit seinem Problempferd oft im Ungewissen. Folgende Maßnahmen können empfohlen werden:
● Regelmäßige Gabe eines Mineralfutters für Pferde
● Psychische Belastung (Stress) so weit wie möglich reduzieren
● Heu als Grundfutter bevorzugen
● Die tägliche Heumenge auf die notwendige Menge begrenzen
● Soweit möglich Heu vom 1. Schnitt einsetzen
● Nur Futtermittel mit einwandfreier hygienische Qualität verwenden
● Einsatz von speziellen Ergänzungsfuttermitteln, die die Kotwasserproblematik reduzieren
Die regelmäßige Gabe eines Mineralfutters für Pferde in ausreichender Menge kann das Immunsystems stärken und ein Pferd mit Kotwasserproblemen optimal unterstützen. Neben den Managementmaßnahmen der guten Fütterungspraxis, können spezielle
Ergänzungsfuttermittel eingesetzt werden, die in erster Linie die Funktion haben, die Symptomatik von Kotwasser zu reduzieren. Diese Ergänzungsfuttermittel enthalten Komponenten aus verschiedenen Stoffgruppen. Dabei handelt es sich um Komponenten, die in der Lage sind sogenannte Hydrokolloide zu bilden indem sie das freie Wasser im Lumen relativ kurzfristig binden.
Am bekanntesten ist die Stoffgruppe der Pektine, die in Apfelschalen und Rübenschnitzeln zu finden ist. Eine Zufütterung von reinem Pektin ist für das Pferd zu gefährlich, da es zu heftigen Verstopfungen kommen kann. Selbstverständlich ist darauf hinzuweisen, dass Rübenschnitzel vor dem Verfüttern eingeweicht werden müssen, da ansonsten eine Schlundverstopfung (Obstipation) auftreten kann.
Die Samenschalen der Pflanze Plantago ovata, die auch als Flohsamenschalen (Psyllium husk) bekannt sind, werden ebenfalls erfolgreich zur Verbesserung der Kotwasserproblematik eingesetzt. Um die optimale Wirksamkeit im Darm zu erzielen, ist auf die Herkunft und die technische Bearbeitungsweise der Flohsamenschalen zu achten.
Lignocellulose und auch die Faserstoffe aus der Weizenkleie oder Haferschälkleie gehören leider nicht zur Gruppe der Stoffe, die Kolloide bilden können.
Die Kombination aus Hydrokolloiden, hochkonzentrierten Lebendhefen, einer
Elektrolytergänzung und wasserlöslichen Vitaminen (z.B. Vitamin A) in einem speziellen Ergänzungsfuttermittel wie dem
SALVANA Hefenol stellt eine Möglichkeit dar, die Symptomatik von Kotwasser zu reduzieren. Das
Ergänzungsfuttermittel ist für einen längeren Einsatz zulässig und kann gerade zu Beginn der Kotwasserproblematik mit erhöhter Konzentration von bis zu 200 g bei einem 600 kg schweren Pferd eingesetzt werden. Es ist klar, dass damit die eigentliche Ursache nicht behoben werden kann, sondern nur eine Linderung der Symptome erfolgt.
Kl. O.-Sparrieshoop, den 28.01.2021 Dr. Ernst Stephan