Durchfall beim Pferd
Durchfall ist die Bezeichnung für das eigentliche Symptom einer Erkrankung. Grundsätzlich beschreiben Symptome die Anzeichen oder Merkmale eines Krankheitsprozesses. Die Summe aller Symptome beschreibt das klinische Bild einer Krankheit. Leider wird die eigentliche Krankheitsursache beim Durchfallgeschehen beim Pferd damit noch nicht erklärt.
Im Unterschied zum Durchfall wird der Begriff Kotwasser verwendet, wenn die Pferde ganz normal geformte Pferdeäpfel absetzen und unabhängig vom Kotabsetzen zusätzlich freies Wasser im Strahl abgeben. Das umfangreiche Thema Kotwasser beim Pferd wird in einem separaten Fachartikel erläutert.
Was beschreibt einen Durchfall beim Pferd?
Durchfall wird auch als Diarrhö bezeichnet und ist auch bei vielen anderen Tierarten bekannt. Grundsätzlich ist bei Durchfall die Kotkonsistenz verändert, indem die Pferdeäpfel nicht mehr geformt sind, da der Wassergehalt im Kot erhöht ist. Da bei Durchfallerscheinungen der Wassergehalt im Kot erhöht ist, ist rechnerisch dann der Trockensubstanzgehalt (%) im Kot erniedrigt. Die Pferdeäpfel sind ungeformt und werden kontinuierlich abgesetzt.
Der Kotabsatz findet in der Regel 8-12mal am Tag statt und entspricht durchschnittlich 12-16 Kothaufen pro Tag. Hochtragende Stuten setzen in der Eröffnungsphase der Geburt häufiger kleinere Kotmengen ab. Pferde mit Durchfallerscheinungen koten in der Regel häufiger ab. Dies ist für den Pferdehalter leicht zu erkennen. In frisch aufgefangenem Kot können neben dem Trockensubstanzgehalt weitere Parameter wie z.B. der pH-Wert bestimmt werden, die den Pferdekot genau beschreiben. Bei einer Heulage- bzw. Heufütterung bewegt sich der pH-Wert im Pferdekot zwischen 6,4 und 6,7.
Bei gesunden Pferden ohne Durchfallerscheinungen sind in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der individuellen Pferderation (z.B. junges Weidegras oder hohe Kraftfuttermengen) natürliche Schwankungen im Kot-Trockensubstanzgehalt immer zu erwarten. Diese lassen sich ganz klar von einem Pferd mit Durchfallgeschehen abgrenzen. Ein Pferd, das viel Kraftfutter täglich erhält, wird eher einen höheren TS-Gehalt im Kot besitzen als ein Pferd, das sehr viel Heulage oder viel junges Weidegras erhält. Nimmt ein Pferd sehr viel zellgebundenes Wasser über das Grundfutter auf, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Wassergehalt in den Pferdeäpfeln auch erhöht ist. Es muss aber noch kein Durchfallgeschehen vorliegen.
Erst wenn der TS-Gehalt im Kot nur bei ca. 15% liegt, kann von einem Durchfallgeschehen ausgegangen werden, da jetzt sehr viel Wasser über den Kot ausgeschieden wird und der Wasserhaushalt im Darm nicht normal funktionieren kann.
Merkmal | Pferde ohne Durchfall | Pferde mit Durchfall |
---|---|---|
Trockensubstanz im Kot (%) | Ø 20 – 30% | < 20% |
Wassergehalt im Kot (%) | Ø 70 – 80% | > 80% |
TIPP: Rektaltemperatur beim Pferd
adultes Pferd: 37,5 - 38,0° C
Fohlen: 37,5 - 38,5° C
Was sind die möglichen Ursachen bzw. Auslöser für einen Durchfall beim Pferd?
Die Ursachen bzw. Auslöser für Durchfallerscheinungen sind umfangreich. Viele Faktoren, die sich teilweise auch gegenseitig beeinflussen, können einen Einfluss auf das Durchfallgeschehen haben. Häufig ist deshalb eine eindeutige Ursachenanalyse erschwert.
Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht kommt und die Schleimhaut des Verdauungstraktes geschädigt ist, kommt es häufig zu Durchfall. Eine nicht intakte Schleimhaut des Verdauungstraktes verursacht eine ungenügende Rückresorption von Wasser im Dickdarm und damit den Durchfall. Eine Schädigung der Schleimhaut kann durch viele Faktoren ausgelöst werden, die sich aufaddieren können. Neben der Reduzierung der Wasserresorption über die Schleimhaut kann auch die Flüssigkeitssekretion der Schleimhaut in den Darm erhöht sein. Eine veränderte Darmperistaltik oder eine Störung des enzymatischen Abbaus der Nahrungsbestandteile (Maldigestion) kann ebenfalls zu Durchfall führen.
In einer Übersicht sollen einige mögliche Ursachen bzw. Auslöser für Durchfall stichwortartig aufgelistet werden. Eine ausführliche Beschreibung einiger wichtiger Auslöser erfolgt im Anschluss.
Pferde sind sehr sensible Tiere, die auf Stress mit Verdauungsstörungen in Form von Durchfall reagieren können. Dies kann sozialer Stress in der Gruppe aber auch Stress sein, der z.B. durch Transport oder Stall- bzw. Besitzerwechsel ausgelöst wird. Aus der Praxis wird berichtet, dass einige Pferde sehr wetterfühlig sind und bei einem Wetterumschwung mit leichtem Durchfall reagieren können. Aus physiologischer Sicht wird in Stresssituationen die Magensaftsekretion negativ beeinflusst, so dass es zum Durchfall kommt.
Das mechanische Zerkleinern der Nahrung mit Hilfe der Zähne ist eine Art Vorverdauung um die Nahrungsinhaltsstoffe besser ausnutzen zu können. Bei Pferden mit Zahnproblemen kann nicht genügend gekaut werden, so dass dadurch auch Verdauungsprobleme in Form von Durchfall ausgelöst werden können. Dies betrifft gerade unsere älteren Pferde, die eine spezielle Seniorenration erhalten müssen. Dabei können Futtermittel wie z.B. Heucobs eingeweicht werden aber auch auf eine altersgerechte Mineralstoff- und Vitaminversorgung über ein spezielles Pferdemineral für Senioren ist zu achten.
Eine Verwurmung der Pferde kann ebenfalls einen Durchfall auslösen. Deshalb muss abgeklärt werden, wann die letzte Wurmkur stattgefunden hat. In Absprache mit dem Tierarzt kann eine Kotprobe gezielt analysiert werden (parasitologische Kotuntersuchung) und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.
Ein Antibiotikaeinsatz kann zur Störung der Dickdarmflora (mikrobielle Dysbalance) führen und wird als sogenannte Antibiotika-assoziierte Diarrhoe (AAD) bezeichnet. Dabei werden neben den „schädlichen“ Mikroben auch sogenannte „gute“ Darmbewohner geschädigt und es kann zu Durchfall kommen.
Dies betrifft grundsätzlich jede plötzliche Umstellung einer Tagesration ob im Herbst oder Frühjahr oder nach einem Stallwechsel bzw. Wechsel des Futterlieferanten. Ein plötzlicher Futterwechsel überfordert die Darmflora, die sich nicht schnell genug umstellen kann. Deshalb sollten Futterumstellung immer zeitlich verzögert durchgeführt werden um den Darm nicht übermäßig zu belasten.
TIPP:
Erfahrungsgemäß kann gerade das zu schnelle Anweiden im Frühjahr zu massiven Durchfallerscheinungen führen. Da das junge, zarte Weidegras für unsere Pferde und Ponys sehr schmackhaft ist, verschlingen die Pferde das Gras regelrecht in Nullkommanichts.
Das oft angebrachte Argument, dass das spezielle, nährstoffreiche Weidegras für Kühe die Ursache hierfür wäre, kann heutzutage nicht mehr gelten. Jeder erfahre Pferdehalter kennt den Unterschied zwischen einer Kuh- und einer Pferdeweide und wird seine Pferde nur auf Pferdeweiden mit den speziellen Grassorten lassen.
Das junge Weidegras hat nur einen geringen Trockensubstanzgehalt (TS-Gehalt) von ca. 15 % und einen geringen Rohfasergehalt. Folglich sind in einem 1 kg Weidegras ca. 850 g Wasser enthalten. Da ein kg Wasser einem Liter Wasser entspricht sind, sind dies 850 ml Wasser in 1 kg Weidegras. Wenn das ausgewachsene Pferd die Möglichkeit hat nur ca. 30 kg Weidegras zu fressen, dann würde es rechnerisch täglich mehr als 25 l Wasser über das Weidegras aufnehmen. Da das Weidegras noch sehr jung ist und damit auch die Zellwände der Zellen im Weidegras sehr leicht und schnell anverdaut werden können, werden in Kombination mit einer schnellen Futteraufnahme und einer zügigen Verdauung plötzlich große Mengen Wasser im Verdauungstrakt freigesetzt, die dann einen Durchfall verursachen können. Sind dann nicht genügend weitere Rohfaserquellen (z.B. Stroh, Heu usw.) in der Ration enthalten, kann sich der Durchfall noch verstärken.
Deshalb ist gerade beim Futterwechsel eine kontrollierte und auch disziplinierte Futterzuteilung immer wichtig!
Selbstverständlich gehört jegliche Art von Fremdkörpern nicht in eine Pferderation. Fremdkörper können z.B. unkontrolliert auf der Pferdekoppel aufgenommen werden, wenn Besucher bzw. Passanten etwas verlieren oder unüberlegt wegwerfen. Diese Fremdkörper verursachen u.a. eine mechanische Darmreizung, schädigen damit die Darmschleimhaut und können so u.a. einen Durchfall auslösen.
Alle Futtermittel, die wir täglich an unsere Pferde verfüttern, müssen von uns kontrolliert werden. Angeschimmelte oder matschige Karotten oder schimmelige Heulage gehören einfach in keine Pferderation. Diese verdorbenen Futtermittel besitzen einen erhöhten Gehalt an Schadkeimen, die eine Fehlgärung im Verdauungstrakt verursachen. Diese unerwünschte Verschiebung der Darmflora verursacht dann den Durchfall. Auch stark mit Erde oder Sand verdreckte Futtermittel sind nichts für Pferde. So können z.B. Futterrüben grundsätzlich gut an Pferde verfüttert werden, jedoch müssen diese vorher von Erdresten sorgfältig gereinigt worden sein. Angefrorene Futtermittel sind für Pferde tabu. Dies ist besonders auch bei überfrorenem Weidegras am frühen Morgen zu beachten.
Täglich nehmen die Pferde unterschiedliche Mengen an Fett über das Futter auf. Fette werden als Öl bezeichnet, wenn sie auf Grund ihrer Zusammensetzung bei Zimmertemperatur in flüssiger Form vorliegen. Der höchste Fetteintrag in eine Pferderation erfolgt über die tägliche Zufütterung von Pflanzenölen wie Sojaöl, Leinöl usw. Es kommt zum Durchfall, wenn plötzlich sehr viel Fett verfüttert wird und dieses Fett im Dünndarm angeflutet wird und die fettspaltenden Enzyme (Lipasen) überfordert sind. Wenn das Fett im Dünndarm nicht vollständig verdaut wird, gelangt es in den Dickdarm und hemmt dort die Aktivität von rohfaserverdauenden Mikroorganismen. Die Folge ist, dass die Rohfaserverdauung herabgesetzt wird. Bei Pferden mit Durchfallproblemen, die täglich eine Ölergänzung über das Futter erhalten, sollte diese Ölergänzung deshalb abgesetzt werden.
Das Mengenelement Magnesium hat grundsätzlich in der Ernährung der Pferde eine lebenswichtige Bedeutung. Eine bedarfsgerechte Magnesiumergänzung über ein Pferdemineral ist bei Pferden mit Durchfallanzeichen selbstverständlich angebracht. Die Gabe von speziellen Ergänzungsfuttermitteln mit einem erhöhten Magnesiumgehalt zur Unterstützung der Muskeln und Nerven sollte an Pferde mit Durchfallproblemen nicht mehr verfüttert werden. Es ist aus der Praxis bekannt, dass plötzliche sehr hohe Magnesiummengen das Durchfallgeschehen noch fördern können. Grundsätzlich sollte bei der Gestaltung der Tagesration für das Pferd immer vorbeugend gehandelt werden, wenn bereits mögliche Auslöser für einen Durchfall im Vorfeld bekannt sind. Bei Unsicherheiten kann der Futterberater die geplante Tagesration mit Hilfe einer speziellen Software immer berechnen und bewerten.
Aus der Praxis ist bekannt, dass frisch eingefahrenes Heu nicht sofort an die Pferde verfüttert werden darf. Frisches Heu muss erst weiter ablagern und abtrocknen. Das nicht abgelagerte Heu kann zu Fehlgärung im Verdauungstrakt führen und damit zu Durchfall. Ähnliches gilt für frisch geerntetes Getreide wie z.B. Hafer. Dieser Hafer muss erst eine gewisse Zeit lagern und abtrocknen, damit die enzymatischen Prozesse im Getreide noch beendet werden können.
Befinden sich z.B. auf oder am Rande einer Pferdekoppel eine Holzhütte oder Holzzäune, deren Holz mit Holschutzmittel behandelt worden ist, dann können die Pferde an diesem Holz knabbern und sich mit Holzschutzmitteln vergiften und Durchfallsymptome zeigen. Diese Pferde hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Mangel an Rohfasern, sondern waren häufig nur gelangweilt.
Was hilft bei Pferden gegen Durchfall und welche allgemeine Management-Maßnahmen müssen beachtet werden?
Diätetisches Fütterungsmanagement
Mineralische Ergänzung der Tagesration
TIPP: Übersicht von möglichen Bestandteilen in speziellen Ergänzungsfuttermitteln bei leichtem Durchfallgeschehen
➔ Tannine
➔ Huminsäure
➔ Pektine
➔ Flohsamenschalen
➔ Aktivkohle
➔ Tonminerale
➔ Probiotika (Lebendhefe)
Einsatz von Adstringentien
Einsatz von Adsorbentien
Einsatz von Probiotika
Einsatz von Hausmitteln
TIPP: Frischer Joghurt oder Kefir für den Durchfallpatienten?
Als ein Hausmittel wird teilweise Joghurt/Kefir aus dem Lebensmittelhandel an Durchfallpatienten verfüttert. Vermutlich soll damit eine erhöhte Konzentration von Milchsäurebakterien (Laktobazillen) an die betroffenen Pferde verfüttert werden. Diese Milchsäurebakterien erreichen über das Futter in lebensfähiger Form den Darm des Pferdes und sollen dort probiotisch wirksam sein.
Fraglich ist, ob diese Milchsäurebakterien wirklich eine positive Wirkung beim Pferd erzielen können oder sogar den Durchfall verstärken?
Dieser positive Wirkungsmechanismus ist bei Menschen und Schweinen bekannt, jedoch nicht beim Pferd nachgewiesen. In der Fütterung von Schweinen sind probiotischwirksame Milchsäurebakterien futtermittelrechtlich in der EU zugelassen. Für diese Zulassung musste in zahlreichen Fütterungsversuchen eine positive Wirkung der Milchsäurebakterien bei Schweinen nachgewiesen werden. In der Pferdeernährung dürfen aktuell per Gesetz in der EU keine Milchsäurebakterien im Pferdefutter eingesetzt werden. Deshalb ist vom Einsatz von Joghurt/Kefir als Hausmittel eher abzuraten, solange eine positive Wirkung nicht nachgewiesen ist.
Fohlendurchfall
Behandlung des Fohlendurchfalls
Hat Ihr Pferd Probleme mit Durchfall?
Dann lernen Sie jetzt unser passendes Ergänzungsfuttermittel kennen:
zur Kategorie Ergänzungsfutter